Mit dem Bau der Royal Caroline, Panart-Modell im Maßstab 1:47, habe ich am 12. Mai 2014 begonnen.
Zunächst ein paar Worte zum Vorbild:
Seit 1716 gab es am englischen Königshof eine Jacht namens CAROLINA, die aus der 190 t schweren Fregatte PEREGRINE umgebaut worden war. 1733 war sie in ROYAL CAROLINE umbenannt worden. 15 Jahre später – sie war inzwischen 48 Jahre alt – machte sich ihr Alter immer mehr bemerkbar: Der Rumpf hätte dringend repariert werden müssen.
Zu dieser Zeit wurde der englische Schiffbau von zwei unterschiedlichen Institutionen mit sehr bestimmten Aufgaben – wenigstens theoretisch – beherrscht. Die eine war die Admiralität, die für die Marinepolitik und -strategie unter dem Oberkommando des Königs verantwortlich war und die deshalb entschied, welches Schiffbauprogramm erforderlich war, um politische Ziele zu erreichen. Die andere war das Marineministerium (Navy Board), eine Gruppe technischer und administrativer Ämter, die die Weisungen der Admiralität ausführten, die die Werften, Lagerhäuser und den ganzen Hilfsapparat führten, die die Schiffe entwarfen, bauten und verproviantierten, die über ihre Reparatur oder ihren Verkauf entschieden und die nicht zuletzt die finanziellen Forderungen festlegten und den Etat verwalteten, der ihnen vom Parlament zugewiesen war. Reibungsverluste zwischen diesen beiden Institutionen waren mehr die Regel als die Ausnahme. Hieraus erwuchsen die heute ziemlich merkwürdig erscheinenden Umstände, die den Bau der neuen ROYAL CAROLINE begleiteten.
Die Woolwicher Werft sollte die Kosten für Reparatur und Verbesserung der alten Jacht schätzen, was den hohen Betrag von 2200 £ ergab, und zwar ohne die Neuvergoldung des Schnitzwerks. Während deshalb das Marineministerium zwei weitere Werften die Kosten erneut schätzen ließ, machte die Admiralität kurzen Prozess und gab ein neues Schiff in Auftrag. Es sollte die gleiche Tragfähigkeit und den gleichen Tiefgang wie das alte bekommen und nach den besten der eingereichten Pläne gebaut werden. Zwei dieser Pläne haben die Zeiten überdauert. So wurde die ROYAL CAROLINE in Deptford (zwischen London und Greenwich) auf Kiel gelegt.
Die Admiralität befahl, das Schiff in kürzester Zeit zu bauen, umso mehr, da die alte CAROLINA nicht länger für die Reisen des Königshauses zur Verfügung stand. Diese wurde – auch auf der Deptforder Werft – umgerüstet zu einer bewaffneten Jacht (von holländisch „Jagd“ oder „Jaghd“, worin das G als Ach-Laut gesprochen wird), dem kleinsten rahgetakelten dreimastigen Kriegsschiff, und kehrte zur königlichen Marine zurück.
Die Kosten für die neue ROYAL CAROLINE wurden auf 9910 £ geschätzt, wobei zu berücksichtigen ist, dass Teile der Schnitzereien, der Möbel, der Wandtäfelungen, Anker, Flaggen und Beschläge der alten CAROLINA wieder verwendet werden sollten. Die Rechnung muss überwältigend gewesen sein, kostete doch z.B. ein Linienschiff mit 80 Kanonen auf drei Decks weniger als 38000 £, und zwar segelfertig ausgerüstet und für acht Monate verproviantiert. Das Marineministerium wird dieses neue Projekt nicht besonders wohlwollend aufgenommen haben, während die Admiralität darauf drängte, dass das Schiff bis zum Jahresanfang 1750 fertig gestellt würde. Jedenfalls kostete die neue ROYAL CAROLINE schließlich sogar 12390 £.
Am 29. Januar 1750 lief sie vom Stapel. Im Februar und März, als die Ausrüstung und die Vergoldung noch unvollständig waren, wurde sie zusammen mit zwei anderen Jachten für
14 Tage zu Versuchsfahrten in die Straße von Dover geschickt, bei wechselhaftem Wetter, aber offensichtlich allgemein starkem Wind, denn im Logbuch ist häufig vermerkt, dass mit zweifach gerefften Toppsegeln gefahren wurde. Für solche Versuchsfahrten hatte die Admiralität um 1743 einen speziellen Fragebogen eingeführt, den der Kapitän jedes neuen Schiffes auszufüllen hatte. Man wollte damit systematisch Daten über die Gebrauchstauglichkeit neuer Schiffstypen oder über konstruktive Neuerungen sammeln.
Als am 8. März die Versuchsfahrten beendet waren, ankerte die ROYAL CAROLINE in Deptford. Ein Teil der königlichen Familie ging an Bord und nahm sie an diesem Tage quasi in Besitz. Am 17. April schiffte sich König George II. in Harwich ein, und die ROYAL CAROLINE überquerte zum ersten Mal – und später noch häufig – den Kanal nach Holland. Die Überfahrt dauerte gewöhnlich einen oder zwei Tage. Abhängig von der politischen Lage, wurde der Jachtenkonvoi von bis zu vier Fregatten begleitet, im wesentlichen zur Verteidigung gegen Kaperschiffe. Aus diesem Grunde war eine kleine Jacht wie die ROYAL CAROLINE bewaffnet, was dann wieder erklärt, warum eine Fregatteneskorte als ausreichend erachtet wurde. An den königlichen Reisen nahmen immer mehr als diese eine Jacht teil, denn man musste ja den Hofstaat und auch das Gepäck unterbringen, und eine der Jachten konnte allen anderen als Kombüse dienen.
1761 wurde das Schiff in ROYAL CHARLOTTE zu Ehren der künftigen Braut Georges III. umbenannt und noch bis 1806 von der königlichen Familie benutzt. Kurze Zeit später muss es abgewrackt worden sein.
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